Was ist eigentlich Coaching?

und warum sollte es mir helfen?

Coaching ist in aller Munde - aber was unterscheidet Coaching von einer Therapie und warum haben viele Angst davor, dass sie in die Schublade (sorry, aber das bekomme ich oft zu hören) der Hilfsbedürftigen und Hilflosen geschoben werden, wenn sie sich für die Lösung ihrer Probleme an einen Coach wenden?

Zuallerst: Beim Coaching geht es darum, dass der Coachee (so nennt man einen Klienten) mittels gezielter Fragestellungen selbst zur Lösung gelangt. Somit ist ein hohes Maß an Selbstreflektion und Eigenverantwortung gewährleistet. Diese Herangehensweise ist auch der wesentlichste Unterschied zu einer Therapie bzw. einer Beratung. Der Coach begleitet durch verschiedene Methoden den Prozess und gibt gleichzeitig die Sicherheit, dass der Coachee aufgefangen wird, falls Themen langfristig bearbeitet werden müssen. Deswegen empfehle ich immer, die Referenzen eines Coaches zu prüfen oder sich zumindest ein wenig über ihn zu informieren. Einige Kollegen nutzen den Titel, haben aber keine Ausbildung genossen, die es ihnen erlaubt auf Erfahrungen in der Kommunikation und Begleitung zurückzugreifen. 

Nachhaltige Wirkung

Wer Themen hat, an denen er arbeiten möchte oder mit einer Angst konfrontiert ist, sieht sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Weil nun jede Person mit all ihren Erfahrungen und Glaubensmustern individuell ist, bedarf es genauso individueller Fragestellungen. Ein Ansatz ist der, dass Wege die von einem selbst gefunden werden, viel nachhaltiger wirken als Vorgeschlagene. Wer sich im Zuge der Selbstreflektion mit seinen Themen auseinandersetzt, braucht deshalb auch weniger Settings. Du kennst das sicher auch, wenn du selber ein Problem gelöst hast, passiert es dir seltener noch einmal. Eine vergleichsweise gegoogelte Option aus einem YouTube Tutorial hält oft nicht so lange an. Es geht zudem viel mehr um die eigene Lösung (die zu einem passt) als um die Analyse der Gründe oder Ursachen und das macht diese Methode so spannend und effektiv. Der Coach hilft dabei, den Zugang zu eigenen Gefühlen zu erleichtern, also den Kopf UND den Bauch zu befragen. Das klingt jetzt vielleicht etwas therapeutisch, aber genau der Punkt, dass man den eigenen Bedürfnissen auf die Spur kommt, lässt die Lösung so passgenau bei der Umsetzung wirken. Natürlich werden auch Assoziationen genutzt um Möglichkeiten und Optionen nicht so bedrohlich wirken zu lassen. Außerdem bekommt der Coachee nach jeder Sitzung ein Geschenk, mit dem er umgehen kann, wie er selber möchte: Zeit. Eine Problemlösung erscheint erstmal erleichternd und wunderbar. Ist sie das nach dem ersten Drüber schlafen immer noch, ist es die richtige. Ist sie es nicht (oder nicht ganz) hat man immer noch genug Zeit um weiterzusuchen oder zu nachzuschleifen. Unerwartete Situationen verändern das Setting nachträglich auch oft. Das macht das Coachen so spannend. 

Ein Coach begleitet den Prozess

Angenommen jemand hat Angst davor, Gehaltsverhandlungen zu führen und tritt deshalb in seiner Karriere gefühlt mehr auf der Stelle als ein paar Schritte auf der Leiter nach oben zu machen. Mit Hilfe verschiedener Tools werden gemeinsam Wege gefunden, wie es nach vorn gehen kann. Gemeinsam bedeutet in diesem Fall wieder, dass der Coach lediglich Fragen stellt und sich der Coachee selbst die verschiedenen Wege erarbeitet. Gerade bei Themen rund um die Karriere sind meist nur wenige Settings nötig, damit der Coachee wieder aus einer Fülle von Möglichkeiten schöpfen kann. Es passiert häufig, dass auch bei anderen Themen, die scheinbar wenig mit dem Konflikt zu tun haben, ein Umdenken stattfindet. 

Weil es um den Prozess geht, ist es auch nicht nötig, dass sich der Coach im aktuellen Thema selbst auskennt. Das ist insbesondere beim Business-Coaching wichtig. Hier ist nach wie vor gängige Praxis, dass insbesondere bei finanziellen Problemen oder wenn es sich um die Businessplanung handelt, eine Beratung bei Experten in Anspruch genommen wird. 

Hier noch ein paar Tipps:

Worauf muss ich achten?

Solltest du darüber nachdenken einen Coach aufzusuchen, empfehle ich dir ein unverbindliches Kennenlernen zu erfragen. Es ist unheimlich wichtig, dass die Chemie stimmt. Wenn dir dein Bauch sagt, dass dein Gegenüber nicht sympathisch ist, wie wahrscheinlich ist es dann, dass ihr ein vertrauensvolles Gespräch führt?

Auch sollte der Anbieter transparent in der Preisbildung sein. Ich weiß, dass jedes Coaching anders ist und jeder Coachee unterschiedliche Themen mitbringt. Allerdings solltest du schon beim ersten Kennenlernen wissen, worauf du dich finanziell einlässt. Die Preise werden meist sitzungsbezogen festgelegt, wobei eine Sitzung zwischen 45 Minuten oder 60 Minuten andauert. Auch das sind grobe Richtwerte, jeder Coach strickt sein Preissystem eigenständig und an der Zielgruppe ausgerichtet. Du siehst also, dass die Range weit ist, also informiere dich im Vornherein darüber.

Achte darauf, dass der Coach in deiner Nähe arbeitet. Eine geile Website kann davon ablenken, dass der Einsatzort z.B. nicht Dresden, sondern Köln ist. Solltest du den Coach buchen, fallen im schlimmsten Fall Anfahrts- oder Übernachtungskosten an. Erfrage dann lieber eine Skype Session oder ein telefonisches Coaching.

Was erwartet mich?

Die Methoden sind vielfältig und der Fokus auch. Es wird viel auf Moderatorenkarten geschrieben, Pläne gezeichnet, Bilder gemalt. Generell sind typisch Anwendungsmethoden:

1) die ergebnisorientierte Selbstreflexion, das heißt es werden Reflexionen geschaffen, die Vorstellungen und Handlungen mit Bezügen zum realen und idealen Selbstkonzept herstellen und Ableitung von Folgerungen zulassen. Du arbeitest also vor allem mit deinen eigenen Bildern, Erfahrungen und Vorstellungen um schnell deine Themen zu lösen.

2) die ergebnisorientierte Problemreflexion, hier werden Analysen und Reflexionen zu nicht selbstkonzeptbezogenen Problemen oder Situationen sowie Ableitung von Folgerungen herangezogen. Einfach ausgedrückt: Das Problem wird beleuchtet und nur dieses Thema ist der Anlass um Lösungen zu erarbeiten.

3) die Zielklärung, das klingt erstmal easy, dahinter steckt meistens jedoch der größte Zeitaufwand. Es wird eine Fragestellung erarbeitet oder eine Konkretisierung und genaue Beschreibung von Zielen oder Problemlösungen.

4) Umsetzungsunterstützung, der Klient/Coachee wird individuell bei der Umsetzung von Zielen durch übende Maßnahmen oder das Aufstellen von Plänen begleitet und unterstützt.

5) Ressourcenaktivierung, die eigenen Stärken, positiven Erfahrungen, Erfolgserlebnisse werden identifiziert und genau beschrieben. Diese Ressourcen oder Überlegungen werden konkret zur Zielerreichung genutzt.

6) Erlebnisaktivierung, vorhandene konkrete Erfahrungen werden einbezogen, dass können gemachte Fehler oder Erfolge sein, die einen besonders wertvollen Lerneffekt hatte.

Du siehst also, es gibt sehr viele Methoden und viel mehr Möglichkeiten um sich coachen zu lassen. Wichtig ist, dass du Bock drauf hast, deine Probleme zu lösen. Also so richtig mit „nach vorn schauen“ und „fokussiert sein“ und allem, was dir motivational Quotes jeden Tag sagen.
😊 Und jetzt sei mal ehrlich: Willst du deine Themen nicht endlich mal lösen und den Kopf wieder frei haben?

Ich lasse mich übrigens selber immer mal durch einen Kollegen unterstützen und bin absolut überzeugt, dass ein unbeteiligter Dritter immer am besten helfen kann. Es geht nämlich gar nicht um das Problem, sondern um die Lösung. Alle Antworten finden wir irgendwie immer in unserem Inneren, es braucht meist nur jemanden, der sie uns mit geschickten Fragen herauslockt. Also trau dich.