Digitales Netzwerk vs. physisches Netzwerk

Welche Art von Kontakten bringt mich weiter?

Interaktionen finden heutzutage auf verschiedenen Ebenen statt. Es heißt nicht ohne Grund: „Man kann nicht ‚nicht-kommunizieren‘.“ Ich kläre im Folgenden die Schlagwörter auf und gebe dir Tipps, worauf du achten kannst und was du auf deinem Weg nach vorn brauchst.

Um sich mal in die Begriffe zu wühlen: Zum einen gibt es das Konzept der physischen Interaktion, was so viel bedeutet, dass wir uns an einem Ort (zum Beispiel im Restaurant) treffen und miteinander sprechen. Zum anderen findet Interaktion auch in der digitalen Welt statt, was bedeutet, dass wir uns an unterschiedlichen Orten befinden und über z.B. Social Media -eben digital- miteinander kommunizieren. Bevor es Smartphones und das Internet gab, haben wir beinahe nur innerhalb der physischen Welt interagiert . Um also mit einem Freund in Spanien zu sprechen, musste ich ihn anrufen, ihm eine Postkarte oder einen Brief schicken. Oder ich musste eben persönlich vorbeifahren. Das hatte den Vorteil, direkt ein Feedback auf eine Interaktion zu erhalten. Ohne digitale Unterstützung haben wir die Kumpel an der Haustür abgeholt, gefragt wie lange wir draußen bleiben dürfen und das war‘s. Später konnte man vorher mal anrufen und fragen wann und wo wir uns treffen . Heute schicke ich vorher eine WhatsApp und erhalte lediglich eine digitale Antwort - die aber nicht weniger verbindlich ist.

Die digitale Welt eröffnet uns neue Möglichkeiten

Digital Networking ist inzwischen normal und essentiell. Es ist wichtig, miteinander interagieren zu können und die digitale Welt eröffnet uns hierzu ganz neue, schnelle Möglichkeiten. Wir interagieren über E-Mail oder tauschen Nachrichten über Messenger, Whatsapp, ect. aus und nutzen das Internet oft als reinen Kommunikationskanal. Im Schnelldurchlauf haben wir Facebook, LinkedIn, Instagram, Pinterest und andere Netzwerke, in denen Milliarden von Menschen auf rein digitale Weise miteinander interagieren. Aber "kennen" diese Menschen sich im digital Network wirklich, können wir sie einschätzen? Und sind sie auch bereit, dich zu unterstützen und sich wahrheitsgemäß auszutauschen? Oder passiert das vor allem oder eher im physical Network? Frag dich mal: Wie viele Freunde hast du bei Facebook, wie viele Follower bei Instagram oder TikTok? Wie viele Menschen davon kennst du oder würdest du (bei Karrierethemen) um Hilfe bitten?

 Wie kann ich die Netzwerke optimal für mich nutzen?

Ohne das visuelle oder akustische Feedback fehlt uns natürlich eine entschiedene Grundlage, um reaktiv zu kommunizieren. Mimik, Gestik oder Tonalität der Stimme helfen uns, eine Situation zu bewerten und entsprechend zu reagieren. Man liest eher zwischen den Zeilen, wenn man auf die Körpersprache und Reaktionen im Gesicht achten kann. Andersrum gefragt: Wie oft hast du eine WhatsApp Nachricht schon missverstanden oder etwas hineininterpretiert, weil du eben keine Zwischentöne wahrnehmen konntest. Du siehst also, dass mehr dazu gehört, als lesen zu können.

Um diese Impulse in deine Karriereentwicklung zu übertragen, erläutere ich dir ein Beispiel: Für die Vorbereitung einer Bewerbung bei Firma X solltest du dir überlegen, welche Informationen du brauchst, um dir ein erstes Bild von einem Arbeitgeber zu machen? Reicht dir die Recherche der Website, solltest du Mailkontakt herstellen oder dich lieber direkt persönlich vorstellen? Anderes Beispiel: Du bekommst eine interessante Kontaktanfrage bei  LinkedIn: Wann kannst du dich dafür entscheiden, diese Person wirklich in dein Netzwerk  aufzunehmen?  Worauf solltest du achten, damit dich dein Gesprächspartner im Chat nicht falsch versteht? Das sind wichtige Fragen, die du dir beim Kommunizieren stellen solltest. Der Erstkontakt ist bekanntlich der, der den weiteren Weg ebnet.

Kontakt aufgebaut - Nächster Schritt: Die Real-Life-Konfrontation

Ich habe Menschen in meinem Business- Netzwerk, die ich ziemlich gut kenne. Ich kenne die Stehlampe in ihrem Wohnzimmer, ich kenne auch ihre Tischdecke in der Küche. Ich weiß auch, wie sie aussehen, wenn sie gerade erst aufgestanden sind und ich habe sie schon beim Feiern erlebt. Sogar in ihren Urlaub haben sie mich mitgenommen. Aber: Geredet habe ich mit ihnen noch nie. 

Es gibt viele davon und es sind die Menschen, denen ich auf Social Media folge. Dort sehe ich ihre Bilder und Stories an, weil sie in meinem Feed sind. Eigentlich ist das weniger schlimm, aber es wird zum Problem, wenn ein Mensch, dem ich auf Instagram folge, zu einem Bekannten-Kreis gehört und ich ihm deshalb manchmal auch im echten Leben begegne. Dann entsteht diese furchtbar komische Situation, in der man einfach nicht weiß, was man sagen soll. Ich frage, wie sein Tag so war, obwohl ich es doch genau weiß. Man kennt sich eigentlich nicht, aber man weiß, wie das das Badezimmer des Anderen aussieht. In einer solch komischen Situation wären wir in einem früheren Zeitalter niemals gelandet.

Kritisch kann das auch werden, wenn du selbst online so transparent bist. Dein potenzieller Arbeitgeber hat genau die gleichen Einblicke wie ich. :-)

Vorschläge zum Vorgehen

Wenn du deine Stärken kennst, kannst du das Beste herausholen und situativ entscheiden, auf welcher Ebene du kommunizierst. Bist du eher extrovertiert und eloquent? Oder bleibst du gern erstmal im Hintergrund und taust dann richtig auf?  Je nach Netzwerk kannst du so für dich das beste Vorgehen erarbeiten, beispielsweise im

  • digitalen Netzwerk: Zuerst überlegst du dir, warum du diese Person ansprichst. Dann formulierst du eine unverbindliche und authentische Nachricht und verfasst einen konkreten Verbleib, zum Beispiel persönlicher Termin oder Telefonat und bittest um Feedback dazu.

  • physischen Netzwerk: Achte auf Mimik und Gestik deines Gegenübers und entscheide für dich wie die situative Konfrontation für deinen Erkenntnisgewinn hilfreich sein kann. Und natürlich verhalte dich immer ausgewogen zwischen professionell und authentisch.

Auch wenn du online vielleicht mutiger bist, weil eine Anonymität dich vor tausenden Menschen schützt und du schnell Follower findest, eine hohe Anzahl an Kontakten bringt dir nichts, wenn es sich dabei um "tote" Kontakte handelt. Wenn kein Austausch, kein Dialog oder informeller Wert für dich dabei herumkommt, bringt dich dieser Kontakt nicht weiter. Kontakte sind immer dann hilfreich, wenn beide Seiten einen Mehrwert durch die Bekanntschaft haben. Du kennst jemanden, der jemanden kennt, der irgendwas kann oder weiß oder beherrscht? Dann ist das ein hilfreicher Kontakt. Bekanntschaft kommt von kennen und dazu gehören 2 Seiten. Mit echtem Kontakt und Netzwerken hat „Folgen“ also nichts zu tun. Halte deshalb lieber Ausschau danach, wer dich in der physischen Welt wirklich weiterbringen kann, baue ein Gespräch auf, schaffe Verbindlichkeiten. Alles andere ist vielleicht unterhaltsam aber nicht zielführend, wenn du an deiner Karriere bauen möchtest und wirklich Unterstützung brauchst. 

Da du dich jetzt durch meinen Artikel gewühlt hast, kennst du mich ein wenig. Ich bin einer der hilfreichen Kontakte, die dich weiterbringen. Schreib mich an oder lass uns telefonieren. Ich mache mir ein Bild deiner aktuellen Situation und deiner Ziele und baue mit dir zusammen einen realistischen Weg dorthin. Und das am liebsten persönlich in einem fair.trauensvollen Gespräch.